Der Rhythmus einer Studienkrankenschwester
Was genau macht eigentlich eine Studienkrankenschwester? Eine Antwort darauf gibt Ewelina Wozniak-Bauer. Ewelina ist Studienkrankenschwester im Team „Broadband Infrared Diagnostics“ (BIRD) der attoworld-Gruppe um Dr. Mihaela Zigman und Prof. Ferenc Krausz vom Lehrstuhl für Experimentalphysik-Laserphysik der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU). Sie ist verantwortlich für die Patientenrekrutierung der aktuellen Forschungsstudie des Teams an der urologischen Abteilung des LMU Klinikums in Großhadern.
Im Jahr 2022 startete die Studie „Infrarotspektroskopie von Exprimaturin und Blut zur Erkennung von Prostatakrebs“. Ziel der Studie ist es, einen nicht-invasiven diagnostischen Test für Prostatakrebs zu entwickeln. Ist ein solcher Test überhaupt möglich? Der Versuch stützt sich auf die hochempfindliche, laserbasierte feldaufgelöste Infrarotspektroskopie. Das ist eine Methode, die für diesen Zweck noch nicht eingesetzt wird, aber ein enormes technologisches Potenzial besitzt.
Das Prinzip: Mit Laserlicht werden Urin- und Blutproben durchleuchtet. Minimale Veränderungen des Laserlichts nach dem Durchgang durch die Proben können Aufschluss über eine Erkrankung geben, wenn man sie richtig zu interpretieren lernt.
Und welche Rolle spielt dabei die Arbeit einer Studienkrankenschwester in der Klinik? „In Großhadern besteht meine wichtigste Aufgabe darin, Blut- und Urinproben von Patienten mit diagnostiziertem Prostatakrebs zu sammeln. Auch die Rekrutierung von unterschiedlichen Kontrollpersonen gehört zu meinen Aufgaben. Dabei ist es wichtig ist, dass die Probennahme und -verarbeitung stets korrekt und nach genau definierten Protokollen ablaufen.
Die Suche nach potenziellen Patienten über die internen Systeme des Krankenhauses ist meine tägliche Routine. Zudem muss ich sicherstellen, dass alle Teammitglieder, einschließlich der Ärzte und Krankenschwestern, über meinen täglichen Rekrutierungsplan informiert sind.
Ich beobachte die Herausforderungen, mit denen Fachkräfte des Gesundheitswesens konfrontiert sind. Zeit- und Personalmangel prägen oft den Klinikalltag. Es ist daher eine schwierige Aufgabe, dafür zu sorgen, dass die Rekrutierung ohne Unterbrechung erfolgt. Auch dann, wenn auf den Stationen die alltägliche Betriebsamkeit herrscht.
Unsere Patienten fühlen sich oft überfordert, wenn sie sich in der ungewohnten Krankenhausumgebung wiederfinden. Zusätzlich brachte Covid-19 die Herausforderungen mit sich, dass Patienten zeitweise nicht von Angehörigen oder engen Freunden begleiten werden durften. Daher ist es enorm wichtig, eine Beziehung zu den Betroffenen aufzubauen, gerade wenn diese ihre persönlichen Geschichten im Zusammenhang mit der Krankheit teilen. Durch das Gespräch mit den Patienten wird ihnen die Bedeutung unseres Forschungsprojektes bewusst und Viele sind stolz darauf, zu der Studie beitragen zu können. Einige äußern aber auch ihr Bedauern darüber, dass diese Methode zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht verfügbar ist. Dennoch sind sie hoffnungsvoll, dass ihre Teilnahme denjenigen, die in der Zukunft erkranken werden, ja vielleicht sogar ihren Kindern und Enkeln, helfen könnte.
Nachdem ich die Patienten in unsere Studie eingeschlossen und die Proben gewonnen habe, erfolgt die Weiterverarbeitung im Labor und schließlich das Einfrieren der Proben bei -80 Grad. Dann wird die kostbare Fracht zum Forschungszentrum nach Garching transportiert. Dort wird sie von meinen Kollegen im Forschungslabor weiterverarbeitet. Anschließend erfolgen die Messungen am Laser und die Auswertung der Daten mit sehr leistungsstarken Computern. Meine Arbeit in Großhadern ist also der erste wichtige Schritt einer langen Kette an Prozessen.
Aus unserer bisherigen Erfahrung haben wir gelernt, dass der Erfolg unserer klinischen Studien in der gemeinsamen Anstrengung von Wissenschaftlern und medizinischen Fachkräften liegt. Nach einer anstrengenden Anfangsphase, in der die Prozesse im Krankenhaus erst etabliert werden mussten, konnte ich die Herausforderungen meistern. Wir sind stolz darauf, die ersten 150 Patienten in die Studie aufgenommen zu haben. Das nun erfolgreich laufende Projekt beginnt also mit der Arbeit einer Study Nurse!“